Now is the time!
80 Jugendliche aus 25 Ländern lebten fünf Tage mit syrischen und irakischen Flüchtlingen zusammen in einer Container-Siedlung in Madaba (Jordanien), bevor sie am 3. Youth World Peace Forum mit insgesamt 500 jungen Leuten ihr Engagement für mehr Frieden in der Welt stärkten.
Von anfangs April bis Ende Juli 2017 arbeitete ich – Judith Locher (23 Jahre) aus Schaffhausen– als Freiwillige für Caritas Jordanien in Amman. Während dieser Zeit fanden erste Vorbereitungen für das Peace Forum statt und meine Erfahrung motivierte mich, im September für das Forum nach Jordanien zurückzukehren.
Während des fünftägigen Peace Camps vom 17.-21. September wohnten wir 80 jungen Leute in Hanina in Madaba in Wohncontainern im Aussenhof einer Kirche. Das Containercamp wurde vor 2 Jahren errichtet, um irakischen Familien, die vom IS-Terror aus ihrer Heimat vertrieben worden sind, Unterkunft zu bieten. So war es für uns ein Ort besonderer Bedeutung, der uns nahebringen wollte, wie diese Familien während ca. einem Jahr lebten. Unsere Erfahrung bleibt natürlich eine ganz andere – kamen wir nur für wenige Tage her und konnten danach wieder in unsere Heimat, zu unseren Familien, unserem Wohlstand zurückkehren. Ausserdem teilten wir uns einen Container jeweils zu viert oder zu fünft, während sich damals Familien von teilweise 10 Personen den gleichen Raum teilten.
Geschichten und Hoffnungen kennenlernen
Während des Camps gab es fünf verschiedene Aktivitäten: Häuser renovieren, syrische und irakische Familien besuchen, ihre Geschichten und Hoffnungen kennenlernen, Aktivitäten für ihre Kinder durchführen (jeden Nachmittag in 4 informellen Schulen für je 50-70 Kinder), gemeinsam mit irakischen Flüchtlingen an Mosaiken arbeiten, eine Wand mit Friedenssymbolen bemalen, sowie ein Besuch des Caritas-Zentrums in Madaba und Unterstützung in der täglichen Arbeit dieser Flüchtlingsfamilien.
All diese Projekte ermöglichten viele Begegnungungen mit syrischen und irakischen Familien, worin ich die Hauptbedeutung des Camps sehe. Wir boten den Menschen zwar keine humanitäre Güterhilfe an, schafften aber wertvolle Begegnungen, zeigten ihnen unser Interesse und unsere Wertschätzung. In meiner Erfahrung wird die Identität dieser Menschen in den Medien zu oft auf ihren Flüchtlingsstatus reduziert. Wir sehen sie nicht als Individuen mit Geschichten, Hoffnungen und Träumen. Während des Camps konnten wir unser eigenes einseitiges Bild ändern und werden so zu Trägern neuer, vielfältigerer Geschichten. Beim Austausch mit den anderen Jugendlichen waren wir uns einig, dass darin unsere Hauptverantwortung liegt; in unseren eigenen Ländern «neue Geschichten» zu erzählen, den Menschen ein Gesicht zu geben sowie neue Orte und Anlässe der Begegnung zu schaffen, denn solche Begegnungen sind der Beginn von Frieden.
Nicht länger vom Frieden träumen
Nach dem fünftägigen Camp folgte am 22. und 23. September das 3. World Peace Forum, bei welchem weitere 500 Leute – unter anderem 30 Jugendliche aus Syrien – dazustiessen. Das Forum diente dem Austausch über bereits vorhandenes und zukünftiges Engagement junger motivierter Leute für mehr Frieden in der Welt.
Das Camp und Forum führte uns vor Augen, dass es an jedem einzelnen von uns liegt, sich für den Frieden einzusetzen, dort wo jeder von uns lebt. Wir alle müssen Protagonisten sein und nicht länger nur vom Frieden träumen. «Now is the time»!
Während des Camps wurde eine kurze Videoreportage gedreht: https://www.youtube.com/watch?v=1es-UEhyJFA
Das nächste Youth World Peace Forum findet im Rahmen des Genfest in Manila statt! https://www.youtube.com/watch?v=lPOqgPCymV0