Hauptquartier der Vereinten Nationen: über tausend Menschen sind hier angestellt, wichtige Persönlichkeiten, Staatspräsidenten gehen aus und ein – wer möchte da nicht auch einmal hin? Ermanno Perotti, ein 25jähriger Wirtschaftsstudent aus Florenz (Italien), ist dort, nicht als einer der vielen Besucher, die ihrem Führer durch die langen Korridore folgen, sondern als Begleiter von Maria Voce, der Präsidentin der Fokolar-Bewegung, die zusammen mit weiteren fünf hohen Vertretern der Religionsgemeinschafteneingeladen wurde, um einen Beitrag zum Thema „Toleranz und Versöhnung“ zu geben.
Der Eindruck von Ermanno wird von vielen geteilt: “Jeder Vertreter eines Staates liefert hier seinen Beitrag, schöne Worte, positive Initiativen, aber sie wirken isoliert, jeder sieht darin eine persönliche Plattform, um die eigenen Gedanken vorzutragen.”
«Mich nervt, dass man einander nicht zuhört. Was mich hingegen anzieht, ist die Anstrengung, diese Leere durch verstärktes Zuhören und Dialogbereitschaft auszufüllen.“ Aus dieser Perspektive, die der junge Mann von der Fokolar-Bewegung gelernt und übernommen hat, ist der Wunsch gereift, sich in der Politik zu engagieren, um echte Beziehungen aufzubauen.
Alle Beteiligten waren sich darüber einig, dass der Weg, um Gewalt und Extremismus zu verhindern, tatsächlich nur im Dialog der Kulturen besteht. „Es würde mir sehr gefallen, gerade hier bei den Vereinten Nationen eine Schule des Dialogs einzuführen“, kommentierte Ermanno. Tatsächlich haben 90 % der Referenten unterstrichen, dass es eine Ausbildung dazu geben muss, dass man den Frauen mehr Platz einräumen müsse und mehr Einsatz gegen die Armut erforderlich sei.
Viele haben die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, die sie in die jungen Menschen setzen. Die müssten beginnen, das alles umzusetzen. Perrotti ist damit nicht ganz einverstanden: “Immer sprechen die Erwachsenen von den Jugendlichen, wo aber sprechen die Jugendlichen selbst?” Er sieht seine Generation bereits vorbereitet auf eine multikulturelle Zukunft: “Ich bin bereits so aufgewachsen: Im Hörsaal sind wir aus zehn Nationen und vier Religionen. Wir können der Welt zeigen, wie wir ganz spontan täglich leben.“
Am 22. April ist die Podiumsdebatte der UNO. Ermanno Perotti geht die Sache ruhig an: „Wir haben uns mit Maria Voce gesagt, dass wir diese Tage vor allem als Erfahrung mit Gott leben wollen… Auch heute wird die Begegnung bei der UNO eine Erfahrung mit Gott sein. Einige Redner haben betont, dass es am Ende nur um die Goldene Regel gehen würde, um die Nächstenliebe. Dorthin zu gehen mit der Präsidentin, ist im Grunde genommen ganz einfach, es geht darum, zu lieben und ein Leib zu sein mit allen Jugendlichen in der Welt.“
Susanne Janssen, New York